Kunstwerke an der Nordroute
Die Nordroute
Die 17 km lange Nordroute entstand in den Jahren 2006 und 2007 im Rahmen eines bundesweiten Kunstwettbewerbs. Zehn Kunstwerke wurden entlang des Weges installiert. Drei der Kunstwerke wurden von der Jury als Gewinner des Kunstwettbewerbs ausgezeichnet, ein weiteres erhielt einen Sonderpreis:
"intermezzo" von Susanne Ruoff
"Die Jagd" von Jörg Schlinke
"Unter Kiefern" von Susken Rosenthal
"Ein Wasserfall für den Fläming" von Wolfgang Buntrock, Frank Nordiek (Sonderpreis)
Jens Kanitz: Axis Mundi 2
Die Idee
Am Panoramaweg in der Nähe des Bahnhofs Bad Belzig steht - gesäumt von hohen Pyramidenpappeln - die Axis Mundi 2 (Achse der Welt). Die Axis Mundi, auch Himmelssäule genannt, ist ein Urbild in vielen Kulturen dieser Erde. Sie verkörpert das Bild einer Säule als Mittelpunkt und zentrale Achse der Welt, die alle Ebenen der Schöpfung durchdringt und zugleich die verschiedenen Sphären der Schöpfung miteinander verbindet.
Die Säule wird zu einer Himmelsleiter, die niedere und höhere Welten verbindet und die auch von Göttern und anderen Wesen des Himmels und der Unterwelt genutzt werden kann, um auf die Erde zu gelangen.
Material: 4m hoher Eichenstamm, durch Brandprozess geschwärzt und mit Farbe lasiert.
Der Künstler
Ausbildung zum Forstwirt,
Studienreisen nach Afrika,
Studium der Kunsttherapie an der Fachhochschule Ottersberg (Niedersachsen),
Projekt und Galerie Transfloration in Netzeband (Brandenburg),
Diverse Einzel- und Gruppenausstellungen, Teilnahme an Symposien und Wettbewerben, Kunst im öffentlichen Raum.
Susanne Ruoff: intermezzo
Die Idee
Der Standort des Kunstwerkes intermezzo liegt in einem kleinen Birkenwäldchen bei Bad Belzig. Die Besonderheit der Birke, weiße Rinde mit unregelmäßigen schwarzen Malen und Narben wird in einer spielerischen Variation des Themas Schwarz-Weiß aufgegriffen.
Dazu wurden Ringe unterschiedlicher Breite aus schwarzen Holzstäbchen an den weißen Stämmen von etwa 20 Birken mit Draht befestigt.
Das Wachstum der Bäume und damit die Ausdehnung der Stämme sprengt die Ringe, die dann auf dem Waldboden vermodern.
Langsam, Stück für Stück wird der Wald seinen Rhythmus zurückgewinnen. Die Idee des künstlerischen, künstlichen Rhythmus soll eine Vorübergehende sein, ein kleines Intermezzo. Derzeit sind nur noch einzelne Ringe zu sehen - das intermezzo geht seinem Ende entgegen. 2014 soll das Kunstwerk noch einmal neu entstehen.
Material
Holzleisten, imprägniert und mit wasserfester schwarzer Farbe gestrichen, verschiedener Größe, auf Blumendraht aufgezogen.
Die Künstlerin
Ausbildung zur Buchhändlerin,
Kunststudium an der Hochschule der Künste Berlin,
Meisterschülerin bei Prof. Bachmann, Studienaufenthalt in England,
Arbeiten im Innen- und Außenraum, Schwerpunkt: Kunst und Natur
Susken Rosenthal: Unter Kiefern
Die Idee
Im Randbereich eines großen Kiefernforstes sind zwei würfelförmige Strukturen aus ungehobelten Holzbalken teilweise im Boden versunken. Sie befinden sich in Schräglage und erwecken einen unwirklichen Eindruck.
Die Größe der Würfel umschreibt annäherungsweise das Raumvolumen kleiner Holzhäuser, wie sie in der Region zu finden sind.
Neben und in den beiden kippenden Figuren wachsen die vertikalen Stämme der Kiefern, sodass eine Durchdringung des natürlichen und des künstlichen Kiefern-Raumes stattfindet.
Die Schrägstellung der Würfelstrukturen erzeugt außerdem den Eindruck einer Bewegung des Versinkens, bzw. des Entstehens.
Das ist der Dialog zwischen dem Schicksal der Kiefern und der Balken, „... ich bin, was Du sein wirst ...“ ähnlich wie in einem Hans-Christian-Andersen-Märchen.
Die Installation verweist auf die wechselseitige Aneignung von Raum durch Natur und Architektur und versucht eine Visualisierung dieses Spannungsverhältnisses.
Material:
ungehobelte Holzbalken, verbunden mit feuerverzinkten Metallwinkeln, Gesamtausdehnung beider Würfel etwa 10 x 5 m
Die Künstlerin
Studium der Malerei in Florenz,
Studium Kunsterziehung Universität der Künste Berlin, Meisterschülerin bei Prof. Petrick,
Dozentin Dessau, Berlin, Kassel, Schwerpunkt: Installationen im Landschaftsraum und Innenraum
Jörg Schlinke: Die Jagd
Die Idee
Am Apfelberg bei Grützdorf, einem Punkt mit weitem Ausblick über den Fläming wurde das Objekt "Die Jagd" errichtet. Die überlebensgroße Figurengruppe aus einem Hirsch und einem Jagdhund stellt eine typische Jagdszene dar. Dieses archetypische Bild verunsichert durch sein Material. Die Jagdszene wurde am Standort als Hohlform in den Erdboden modelliert, mit Beton ausgegossen und dann aus dem Erdboden herausgeschält und errichtet. Erdboden und Pflanzenreste haften dadurch dem Beton an und geben der Figur ein archaisches Aussehen.
Der Künstler
Gärtnerlehre,
Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Wolfgang Buntrock, Frank Nordiek: Ein Wasserfall für den Fläming
Die Idee
Unweit des zweithöchsten Punktes der Norddeutschen Tiefebene, dem Hagelberg, erhebt sich der Wasserfall für den Fläming. Die Installation bezieht sich auf zwei wesentliche Aspekte der Fläming-Landschaft:
Die vorherrschende Trockenheit des Bodens und die Weite des Himmels.
Hohe Stahlmasten mit Schwengelpumpen am oberen Ende stehen im Kreis, eine weitere Pumpe gleicher Art ist „ausgewandert“ und steht etwas abseits.
Die Einzelpumpe wirkt als Vermittler zwischen dem Wasserfall-Pumpenkreis und der offenen Landschaft. Die Silhouette der Pumpen erhebt sich vor einem weiten Himmel, der Wind streicht um die Pumpenmasten, Wolken ziehen über sie hin. Der Blick des Betrachters richtet sich unwillkürlich zum Himmel. Der Blick zurück wandert zum Horizont, zu den weiten Ackerflächen an diesem Standort.
Es ist ein trockenes Land mit sandigem Boden, brennender Sonne und kahlen Frösten.
Diese absurde Situation mit Pumpen in 7,0 m Höhe, die niemand bedienen kann, erzeugt einen Wasserfall, der nur in der Phantasie des Betrachters entsteht. Die Installation „Ein Wasserfall für den Fläming“ ist ein kraftvoller Ort, den der Betrachter mit seinen Phantasien ausfüllen kann.
Material: 6,5 m hohe, schwarze Stahlrohrmasten mit angeschweißten gusseisernen Garten-Schwengelpumpen.
Die Künstler
Freischaffende Land Art-Künstler,
Lehraufträge an der Gesamthochschule Siegen und Fachhochschule Ottersberg.
Sebastian David: Wandlungen zwischen Wunderpunkten
Die Idee
Auf einem vordergründig eintönigen Feldweg wird auf verschiedenen Ebenen ein heiterer Dialog aus 6 Objekten mit den Wandernden geführt.
Dazu wurden mehrere kleine, lyrische Wunderpunkte in den kleinen Freiflächen der Hecken installiert. „Lesesteine“ umgeben von Steinlegungen mit kleinen Versen (Grafikintarsien), die Bezüge zur Umgebung herstellen, sollen im wahrsten Sinne des Wortes Lesesteine, Wunderpunkte, Stolpersteine bilden.
Die Steinlegungen weisen auf den Standort der „Steinquelle“ oder „Felsengöttin“ hin, eine 4 m hohe Eichenstele, aus deren Fuß farblich geordnete Feldsteine hervorquellen: Der Weg der Steine aus dem Erddunkel ans Licht.
Die Rückseite der Eichenstele ist mit drei äolisch klingenden Saiten versehen, die einen zauberhaften, flüsternden Gesang hören lassen, wenn der Wind darin wandert.
Die Innenseite der „Steinquelle“ ist verbrannt als Zeichen der Herkunft der Steine aus der glühenden Mitte der Erde. An der Stele gibt es etwas zu entdecken. So erzeugen Spiele mit Steinen an der Stele Klänge.
Gegenüber der Steinquelle ist das Gegenstück die „Lichtfresserhecke“, hier wird das Licht verschluckt und endet in ungewisser Dunkelheit.
Der „Heckenspion“ schließlich, eine Eichenstele mit eingelassenem Türspion, öffnet den Blick auf einen verborgenen Teil der Wanderroute, den man ansonsten übersehen würde: Ein Wildwechsel, der innerhalb der Hecke als kleiner Tunnel verläuft.
Material: 4 m hohe Eichenstelen mit Nylonsaiten, 2 m hohe Eichenstele mit einem Türspion, Feldsteine mit Grafikintarsien, geschwärztes Ofenrohr.
Der Künstler
Studium der Holzgestaltung; Holzdesigner, Schwerpunkt: Klangskulpturen
Arbeitsstipendium Landschaftsklänge, Atelier "setjan soundscape"
Jahna Dahms: Pflanzenlabyrinth
Die Idee
Die aus weißem Beton gefertigte Arbeit von Jahna Dahms liegt am Rande einer kleinen Blumenwiese bei den sogenannten „7 Bögen“ mit einem schönen Blick in Richtung des Dörfchens Schlamau. Sie soll zum Begehen und Sitzen einladen. Ausgangspunkt der Idee ist eine kleine Wiesenpflanze, der Färberlein. Beim stilisierten Zeichnen der Pflanzen entstand die Form des Labyrinths, das aber auch an ein Wegesystem erinnert.
Durch den Aufwuchs von Pflanzen im Pflanzenlabyrinth wird es zu einem geheimnisvollen Objekt. Witterungsspuren, Bemoosung und ein langsames Einsinken in den Untergrund sind gewünschte Effekte.
Material: Betonguss, weiß pigmentiert, etwa 7 x 4 m Ausdehnung und ca. 40 cm Höhe.
Die Künstlerin
Studium der Geschichte und Kunsterziehung,
Studium der Malerei und Grafik an der HdK Dresden, Meisterschülerin Eberhard Bosslet.
Schwerpunkt: Raumanalysen, Verknüpfung von Kunst und Archäologie, Experimente mit Kunst und Modell.
Hartmut Renner: Findling
Die Idee
Zwischen dem Ortsrand von Schlamau und der Schlamauer Rummel wird ein charakteristisches Kennzeichen der Fläming-Landschaft aufgegriffen: die eiszeitlichen Riesensteine, die überall zu finden sind und an die Ursprünge dieser Landschaft erinnern.
Das Objekt „Findling“ soll auf diesen Reichtum hinweisen und den Blick schärfen für den Kontext Landschaft - Stein.
Ein silberner „Findling“ setzt sich zum Landschaftsraum in ein spannungsvolles Verhältnis, er gibt seinem Standort eine besondere Bedeutung und lädt ein, ihm näher zu kommen.
Der „Findling“ besteht aus gitterförmig verschweißtem Edelstahlrohr, welches einen Raum mit transparenter Haut bildet und durch eine Öffnung betreten werden kann.
So kann man den Stein von innen erleben. Berühren, Beklettern und in Besitz nehmen ist ausdrücklich erwünscht.
Material: rostfreies, gitterförmig verschweißtes Edelstahlrohr, etwa 4 x 3 x 2 m Ausdehnung
Der Künstler
Studium der Bildhauerei an der Hochschule Burg Giebichenstein,
Schwerpunkt: Landschaftskunst, Land Art, Installationen im Stadtraum.
walter gramming, ushi f: Unverhoffte Begegnung zweier Stiefel mit der Großen Rummel - Lob der Wanderschaft
Die Idee
Schmunzeln und Verwunderung erzeugt die Stele am Ausgang der Großen Rummel bei Wiesenburg.. Der Titel des Kunstobjektes leitet sich aus den volkstümlichen Wegenamen an dieser Wegegabelung ab: „die Paster-Rummel“, wo der Pastor ging, die „Große Rummel“ als Weg in der Mitte nach Schlamau und die „Bier-Rummel“, wo der Bierwagen fuhr.
Die 3 m hohe schräg stehende Stele als durchsichtiger, bläulicher Block symbolisiert das Eis der Eiszeit, welche die Landschaft des Hohen Fläming mit ihren Endmoränen geprägt hat. Die Wanderstiefel inmitten des Acrylblocks gehörten einer jungen Frau und haben sich in den drei Kontinenten Europa, Asien und Amerika ihre goldenen Sporen verdient. Jetzt sind sie zwischen Großer Rummel, Pastor-Rummel und Bier-Rummel zur Ruhe gekommen.
Als Orientierungshilfe und Verortung in der Landschaft sind die geografischen Daten und die exakte Höhe über dem Meeresspiegel für diesen Standort in die Stele gefräst.
Die Künstler
ushi f: Master of Fine Arts, Madison, USA, freischaffende Künstlerin in Berlin,
Schwerpunkt: Performance, Installation, Dokumentation, Theater.
Walter Gramming: Meisterschüler bei Prof. Ramsbott, Hochschule der Künste Berlin, Lehraufträge für Video an der Universität der Künste und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Schwerpunkt: Interaktive Kunstobjekte, Computer- und Filminstallationen.
Josefine Günschel, Roland Albrecht: Von Liebe und Sinnen
Die Idee
Nahezu versteckt, an einem wenig begangenen Waldweg im Wiesenburger Park nimmt das Kunstwerk „Von Liebe und Sinnen“ die Geschichte der Familie von Watzdorf auf. Die beiden Künstler verknüpfen die historischen Fakten der Familie mit einer frei erfundenen Erzählung des Balthasar Wilhelm Rübling. Ebenso wie der 60 Jahre später auf dem Wiesenburger Schloss wohnende Ernst von Watzdorf war auch der Hauslehrer Rübling mit einer vergeblichen Liebe geschlagen.
Rübling legte seinerzeit aus Verzweiflung über sein unerfüllbares Verlangen jeden einzelnen seiner liebeskranken Sinne im Wald am alten Jagdweg ab ... den Sinn für Anhänglichkeit, den Kampfsinn, den Sinn für Vorsicht, den Sinn der Hoffnung, den Verheimlichungssinn ...
Seitdem sind diese Sinne dort zu betrachten. Auch Ernst von Watzdorf fühlte sich später in seinem Schmerz von dem Ort mit den blassrosa Gebilden angezogen.
Die 23 Objekte nehmen formal Bezug auf die vorgefundene Vegetation des Parks, seine Pilze, seine Moosflächen und die Rhododendrenblüten.
Sie sind unweit des Weges verstreut im Wald zwischen den Bäumen. Die Sinne erscheinen auf den Objekten, eine Texttafel am Weg erzählt dazu die Geschichte.
Das Laub wird mit den Objekten spielen, die Sinne auch mal verdecken, es soll den Besucher neugierig machen und animieren, sich mit den Geheimnissen der Legenden zu beschäftigen, vielleicht darüber nachzudenken, wie nah in der Liebe das Glück und die Verzweiflung liegen.
Material: 23 blassrosa Acrylstahlformen, etwa 10 cm hoch, mit Siebdruckbeschriftung.
Die Künstler
Josefine Günschel: Staatliche Zeichenakademie Hanau, Schwerpunkt: Ortsbezogene Installationen und Kunst am Bau-Projekte.
Roland Albrecht: Schwerpunkt: Museum der Unerhörten Dinge, Pappkameraden, Gesamtvorträge